Nach dem Hochwasser, ist vor dem Hochwasser – Prävention ist alles. Den effektivsten und sichersten Schutz gewähren geeignete Rückstausicherungen. Sind diese eingebaut und werden regelmäßig durch Fachpersonal gewartet, so erspart sich jeder Hausbesitzer viel Ärger und Geld.
Warum ist der Kanal nicht ausreichend groß dimensioniert?
Das öffentliche Kanalsystem ist nur für solche Regenmengen ausgelegt, die einem sogenannten mittleren Regenwasseranfall entsprechen. Würden die Abwasserkanäle in den Kommunen und Städten auf ein Jahrhundertregenereignis ausgelegt werden, dann würden die Kosten dafür in Form steigender Abwassergebühren auf die Allgemeinheit und damit alle Bürger übertragen werden müssen. Das würde sicherlich nicht auf Zustimmung treffen und beim Ausbleiben von Starkregenereignissen kritisiert werden. Außerdem bedeutet ein größer dimensioniertes Kanalnetz im Alltag auch, dass das Abwasser langsamer zur Kläranlage fließt, Kanäle verstopfen oder stinken.
Wofür benötige ich eine Rückstausicherung?
Fließt bei einem Starkregen mehr Wasser in die Kanalisation, als diese „schlucken“ kann, dann kommt es zu einem Rückstau. Dabei wird das Wasser aus dem Hauptkanal unterhalb der Straße durch die Hausanschlussleitung in das Haus zurück. Alle Räume unterhalb der sogenannten Rückstauebene (nach DIN EN 12056 die Straßenoberkante) werden für den Fall, dass keine entsprechende Rückstausicherung vorhanden ist, durch austretendes Wasser aus Toiletten, Waschbecken oder Gullys geflutet.
Wie kann ich mich vor Rückstau schützen?
Sicheren Schutz vor Rückstau bieten Rückstauklappen und Hebeanlagen. Eine Rückstauklappe wird in die Hausanschlussleitung eingebaut und verschließt automatisch im Falle von rückstauendem Wasser aus dem Kanal. Damit es nicht zu einer Beeinträchtigung der Funktion der Klappe kommt und damit im Ernstfall die Klappe richtig schließt, ist eine kontinuierliche Wartung des Systems notwendig. Außerdem sollte beachtet werden, dass im Falle einer geschlossenen Rückstauklappe kein Abwasser aus dem Haus befördert werden kann. Das heißt, das Benutzen der Toilette, das Abpumpen von Waschmaschinen, das Duschen und Waschen etc. ist für die Zeit nicht möglich. Ansonsten riskiert man eine Überschwemmung des Gebäudes von innen. Und das will ja auch keiner.
Zu beachten gilt es auch, dass es unterschiedliche Typen von Rückstauverschlüssen (sogenannten Rückstauklappen) gibt. Günstige Modelle arbeiten rein mechanisch und sind damit auch nur für fäkalienfreie Abwässer zugelassen. Aus diesem Grunde sollte man sich stets vom fachkundigen Sanitärinstallateur beraten lassen, der bei der Auswahl der passenden Lösung in Abhängigkeit von den einzuleitenden Abwassermedien behilflich sein kann.
Einen umfassenden Schutz vor rückstauendem Abwasser bieten nur Hebeanlagen. Sie sammeln das Wasser im bauseitigen Pumpenschacht, einem Sammelbehälter oder einer steckerfertigen Hebeanlage für fäkalienhaltiges Abwasser. Bei fachgerechter Installation durch den Sanitärhandwerker wird das Abwasser über eine Rückstauschleife geleitet und zuverlässig über die Rückstauebene in den Kanal gepumpt. Damit wird sichergestellt, dass selbst bei Rückstau kein Wasser in den Keller eindringen kann und die Entwässerungsgegenstände im Keller weiterhin genutzt werden können. Und dies sogar im Rückstaufall – wenn der Kanal sprichwörtlich bereits voll ist.
Nützliche Tipps zum richtigen Verhalten bei Starkregen und Rückstau bietet auch die Verbraucherzentrale NRW. Oder schaut mal auf www.rueckstausicherung.net, dort gibt es u.a. einen animierten Rückstauschieber, mit dem sich die Unterschiede zwischen einem effektiven Rückstauschutz und einer nicht vorhandenen Rückstausicherung eindrucksvoll simulieren lassen.
In drei Minuten ist fast alles gesagt
Wem das alles zu viel Text ist, der kann sich mit dem 3-minütigen Erklärvideo „Rückstausicherung mit Hebeanlagen“ schnell und umfassend über das Thema informieren.
Wie häufig muss ich eine Wartung durchführen lassen?
Die Wartung von Rückstausicherungen in Form von Rückstauklappen und Hebeanlagen ist äußerst wichtig. Die Reinigung sowie Funktionsprüfung zur Sicherstellung des ordnungsgemäßen und zuverlässigen Betrieb sollten in regelmäßigen Abständen durch einen Fachbetrieb (beispielsweise aus dem Sanitärhandwerk) vorgenommen werden.
Als regelmäßige Wartung schreibt die DIN EN 12056 Teil 4 für Hebeanlagen eine mindestens vierteljährliche Wartung (gewerbliche Anwendung), halbjährliche Wartung (Mehrfamilienhäuser) und mindestens jährliche Wartung (Einfamilienhäuser) durch eine sachkundige Fachkraft vor. Für Rückstauklappen gilt ähnliches, hier wird eine mindestens jährliche Wartung empfohlen. Der individuelle Wartungszyklus kann je nach Abwasserbeschaffenheit und -zusammensetzung (beispielsweise Fette) variieren.
Grundstückseigentümer müssen sich gegen Rückstau sichern
Das öffentliche Abwassersystem kann nicht auf alle Regenereignisse und insbesondere nicht auf Starkregenereignisse ausgelegt werden. Für die Sicherung des eigenen Grundstückes ist der Eigentümer selbst verantwortlich und somit auch für die Maßnahmen zum Schutz vor Rückstau.
Rückstauklappen, die fäkalienhaltiges Abwasser abführen, müssen immer einen freien Querschnitt haben und die Klappe wird motorisch zugefahren. Aus diesem Grund sind die Kosten mit denen von Hebeanlagen vergleichbar.
Hallo Andreas,
da hast Du mitunter recht. Der Vorteil einer Hebeanlage ist aber, dass die Entwässerungsgegenstände im Keller weiterhin genutzt werden können. Und dies sogar im Rückstaufall – wenn der Kanal sprichwörtlich bereits voll ist.
Ich war schon seit einiger Zeit auf der Suche nach mehr Informationen zum Rückstau. Dieser Artikel ist sehr informativ. Ich denke, ich habe jetzt genug Informationen gesammelt.